Vom Tiber an den Rhein

Denkmalverein Sinzig besichtigte Nazarenerkunst und Stadtbild in Mainz

SINZIG/MAINZ. Erneut folgte der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums Sinzig dem Ruf der Nazarener. Bewunderte man im Frühjahr die Apostel- Fresken aus dem Speyerer Dom im Arp Museum, so erlebten nun 33 Mitglieder und Gäste „Die Nazarener – vom Tiber an den Rhein“ in Mainz. Durch die Sonderschau des Landesmuseums Mainz mit der vielfältig in Rheinland-Pfalz erhaltenen nazarenischen Kunst führte Grafik-Abteilungsleiter Dr. Norbert Suhr.

1809 gründeten in Wien sechs Kunst-Erneuerer um Friedrich Overbeck und Franz Pforr den „Lukasbund“. Sie wandten sich gegen den verherrlichenden spätbarocken Klassizismus und den akademischen Kunstbetrieb. Um ihr Kunstideal „christlich, wahr und fromm“ in Leben und Arbeiten zu verwirklichen, übersiedelten sie nach Rom ins Kloster Sant Isidoro. Bald zogen sie zahlreiche junge deutsche Maler an. Diese wiederum verbreiteten, zurück in Deutschland, die romantische Avantgardebewegung von drei Malerschulen aus. Die Münchener Akademie beeinflusste das Schaffen in der einstmals bayerischen Pfalz, so dass Johann Schraudolph den Dom von Speyer ausmalte. An der Düsseldorfer Schule wirkte Friedrich Wilhelm Schadow und in Frankfurt und Mainz war es Philipp Veit. Bibelszenen, Heilige und Madonnen, Fresken, flächige Ölmalerei und konturbetonte Zeichnungen dominieren das Spektrum, zu dem auch Andreas Müllers Aquarellvorarbeiten für die Remagener Apollinariskirche gehören. Noch vertrauter: die Leihgaben aus dem Sinziger Schloss vom Linzer Maler Martin Niederée, darunter sein Bildnis der Mutter, „mit das Beste an Portraitmalerei, was wir überhaupt haben“, so Suhr.

Vom Tiber an den Rhein
Im Landesmuseum Mainz machte sich die Gruppe aus Sinzig mit dem Spektrum nazarenischer Kunst von Rheinland-Pfalz vertraut.

Trotz regnerischer Witterung unternahmen die Denkmalfreunde außerdem einen Kulturspaziergang durchs Mainzer Zentrum. Der Vereinsvorsitzende Dr. Günther Schell ließ es sich nicht nehmen, „Impulse zu einer späteren Besichtigung bei schönem Wetter“ zu geben. Er sprach auf dem 50. Breitengrad zwischen Gutenberg-Denkmal und 1000-jährigem Dom von Römern und Franzosen, die in Mogontiacum und Mayence ihre Spuren hinterließen. Nach der Dombesichtigung gerieten auf engstem Raum zahlreiche Sehenswürdigkeiten in den Blick, wie die Markthäuser mit historisierenden Fassaden, das Bonifatiusdenkmal, der Sandstein-Gigant Heunensäule, die Nagelsäule, Zeugnis einer Spendenaktion während des Ersten Weltkrieges, der Marktbrunnen aus der Renaissance, nicht zuletzt Gardetrommler und Fastnachtsbrunnen als Hommage an die Meenzer Fasenacht. Ein kurzer Abstecher in die Gassen der Altstadt rundete die facettenreiche Erkundung ab. „Wir kommen wieder“, dieses Versprechen vieler Exkursionsteilnehmer war sicher das schönste Kompliment für den kompetenten Stadtführer.

Text und Fotos: Hildegard Ginzler

© Förderverein – 2012

Kontaktformular

Vielen Dank für Ihre Anfrage!

Wir werden uns so schnell wie möglich mit Ihnen in Verbindung setzen.