Sinzig. Diese Exkursion war gemessen am zurückgelegten Weg nur kurz, bot aber dennoch eine Fülle interessanter und überraschender Einblicke für die Teilnehmenden. Der Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum hatte zu einem Stadtrundgang durch den Dreifaltigkeitsweg eingeladen, um sich mit der Architektur zu befassen. Hardy Rehmann und Matthias Röcke, auch als Vorsitzender beziehungsweise Schriftführer für den Verein tätig, nahmen dabei Bezug auf ihr 2016 erschienenes Buch „Architektur in Sinzig“. Das ist nach Epochen gegliedert, hier ging es nun um die Häuser in dieser Straße aus verschiedenen Bauzeiten.
Der Rundgang begann im Dreifaltigkeitsweg in Höhe der Jahnhalle. Hier erläuterten Rehmann und Röcke die Entstehungsgeschichte der Straße. Bis in die 1930er Jahre war hier nur ein Feldweg, ehe die Bebauung allmählich einsetzte. Beinahe wäre allerdings alles ganz anders gekommen, denn die Deutsche Reichsbahn wollte hier die direkte Anbindung an den 1858 eröffneten Sinziger Bahnhof. Die Stadt Sinzig setze aber die heutige Barbarossastraße durch, für die sie auch Mauer, Wall und Graben zwischen von der heutigen Torhausgasse bis zum Elsa Brandström Ring abbaute.
Eines der älteren Gebäude im Dreifaltigkeitsweg ist die Jahnhalle aus dem Jahr 1956. Mit Walmdach, stark gegliedertem Eingangsbereich und in angenehmer Maßstäblichkeit stellt sie mehr als nur eine einfache Halle dar. Sie steht außerdem für den seinerzeit hier im Aufbau befindlichen Schulstandort Sinzig. Dazu zählen die heutige Janusz Korzak-Schule (1959 in der nahen Beethovenstraße als Gewerbeschule gebaut), die Regenbogenschule und Realschule plus (1962, Volksschule) und das Rheingymnasium (1971). Gleichzeitig repräsentieren sie verschiedene Baustile, wobei die Glasfront der Aula und die seitliche Anbindung der Klassentrakte der Regenbogenschule bei der Führung besondere Beachtung fanden.
Die Gruppe machte auch am ältesten Gebäude der Straße halt, der Dreifaltigkeitskapelle – sie gab der Straße ihren Namen. Das Erbauungsjahr ist unbekannt, liegt aber vor 1870, dem Jahr, in dem das Kreuz davor aufgestellt wurde.
Die Moderne und die Postmoderne sind im Dreifaltigkeitsweg ebenfalls vertreten. Die Gruppe schaute sich Neubauten von 1964, 1995 und 2017 an und erkannte dabei interessante Unterscheidungen. Dann ging es zu den 1930er Jahren – ein interessantes Beispiel steht in Höhe der Beethovenstraße – und den 1950er Jahren. Die evangelische Kirche in der Beethovenstraße von 1952 steht als Haus Gottes mitten in den Häusern der Nachbarschaft – die Stadterweiterung erfasste zu dieser Zeit den Dreifaltigkeitsweg in vollem Umfang. Einige der Häuser sind im Siedlerstil errichtet, wie sie ab 1932 für Ballungsräume umgesetzt wurde, um die Menschen aus engen Wohnverhältnissen zu befreien unter dem Motto „Siedler an die Scholle“. Auch in ländlichen Gebieten wie in Sinzig gibt es sie in unterschiedlichen Entwicklungsstufen.
Dazu passte auch der Abschluss des mit großem Interesse aufgenommenen Rundgangs: Die geschlossene Siedlung in der Gerhart-Hauptmann-Straße (ebenso in der Eichendorffstraße), ein wenig beachtetes städtebauliches Kleinod bestehend aus Siedlerhäusern, Reihenhäusern und einem zentralen Platz in der Mitte, erbaut zwischen 1951 und 1954.
Zu seiner nächsten Veranstaltung lädt der Förderverein am Samstag, 9. Juni ein. Per Bahn geht nach Boppard, wo das römische Kastell und das Museum besucht werden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Auskunft unter 02642 3406.
Text und Fotos: Denkmalverein
© Förderverein – Mai 2018
© Denkmalverein – Sinzig 2024
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