Theologische Botschaften im
generalsanierten Bonner Münster

Gruppe des Denkmalvereins Sinzig besichtigte den neu gestalteten Kirchenraum mit vielen interessanten Details

Sinzig/Bonn. Woran sieht man auf den ersten Blick, dass das Bonner Münster einer Generalsanierung unterzogen wurde? Es ist viel heller, die Augen erfassen die Weite des Kirchenraums und drei Kunstwerke aus der Barockzeit rücken sofort in den Mittelpunkt. So startete Martin Brummer, theologischer Referent und Leiter der Stadtpastoral, seinen Rundgang mit einer Gruppe des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig durch das Münster. Vor der Generalsanierung hatten die Besucher eine dunkle Zwischentür, mehrere Verbotshinweise und der Blick auf die Beichtstühle erwartet, heute gehen sie an einer Skulptur des St. Martin und der heiligen Helena vorbei, um dann beim Stadtpatronenaltar von 1701 zu verweilen. Nicht Vorschriften und eine Erinnerung an die Schuld des Menschen sollen das Entree in die Kirche bilden, sondern die Zuwendung an Gott.

Theologische Botschaften im generalsanierten Bonner Münster
Abschluss auf dem Kreuzgang des Bonner Münsters: Die Gruppe des Sinziger Denkmalvereins in Bonn.

Das Bonner Münster, eine dreischiffige Hallenkirche im romanischen Stil, wurde um 1100 errichtet und den christlichen Märtyrern St. Cassius und St. Florentius gewidmet. In den zurückliegenden fünf Jahren wurde der Bau mit einem Aufwand von 22,3 Millionen Euro – die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen – saniert. Der größte Teil des Geldes ist in die statische Ertüchtigung geflossen, ein Teil aber auch in eine Umgestaltung des Kirchenraums. Bis 1815 war die romanische Basilika eine Stiftskirche. Hier lebten wohlhabende Stiftsherren aus der Stadt in einer klösterlichen Gemeinschaft. Die Gläubigen der Pfarrei hatten keinen Zutritt. Das änderte sich 1815, als das Münster nach der Säkularisation zur Kirche der städtischen Pfarrei wurde. Seitdem trägt sie zusätzlich das Patrozinium St. Martin, entsprechend der zum selben Zeitpunkt abgetragenen Stadtkirche.

Dieser Wechsel zeigte sich in der Gestaltung des Ostchores, wo sich ja nach der Umwidmung keine Stiftsherren mehr versammelten. Hier wurden Vorhänge hinter dem Chorgestühl von 1630 nicht mehr ersetzt, sondern auf Leinwand gemalt. Die Neugestaltung von 1880 bis 1883 erbrachte zahlreiche mittelalterlich nachempfundene Darstellungen aus der Bibel im Zyklus des Kirchenjahres an den Wänden über den Chorreihen und eine Jesusdarstellung als Weltenherrscher über dem neuromanischen Altar. Das Münster wurde vom Papst als Basilika Minor ausgezeichnet, worauf das schirmähnliche Symbol im Altarraum hinweist.

Martin Brummer stellte in seinen detailreichen Ausführungen immer wieder den Zusammenhang her zwischen Architektur und Ausgestaltung der Kirche sowie der katholischen Theologie. So zeigen die Fenster des Querhauses nach Norden Motive des Todes, während die auf der Südseite von Auferstehung und Leben sprechen. Vieles der Ausstattung stammt aus der umfangreichen Neugestaltung von 1883, weiteres ist noch wesentlich jünger. Sämtliche Fenster wurden nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in den frühen 1950er Jahren eingesetzt, die heutige Orgel wurde 1961 erbaut. Sie ist hochklassig in ihren musikalischen Möglichkeiten und in Gestalt des aufwendigen Schnitzwerks am Prospekt.

Hardy Rehmann, Vorsitzender des Denkmalvereins, dankte Martin Brummer im Namen der Gruppe für die hochinteressanten Ausführungen und übergab, wie gewünscht, eine Spende an das Stadtpastoral an Stelle der sonst üblichen Gebühr.

© Mai 2022 – Museum Sinzig

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