Erschienen im Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler, 2008
Es ist ruhig geworden in öffentlichen Debatten um den Denkmalschutz, strittige Themen sind inzwischen die Ausnahme. Vor 30 Jahren, als der heutige Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig gegründet wurde, stellte sich die Situation anders dar. Strittige Themen gaben nämlich den Anlass zur Initiative engagierter Bürger, die Sorge um den möglichen oder tatsächlich vollzogenen Abriss Stadtbild prägender Gebäude in Sinzig ließ sie zusammen kommen. Im Jahre 1978, als der spätere Erste Vorsitzende des Vereins, Volker Gringmuth, zum Mitmachen aufrief, war die Diskussion um die inneren Werte der Denkmalpflege voll entfacht, das seinerzeit Richtung weisende Europäische Jahr des Denkmalschutzes lag erst drei Jahre zurück. Umdenken machte sich allenthalben breit und auch im Kreis Ahrweiler achteten immer mehr Menschen auf den Erhalt älterer Gebäude, während andere darin vor allem eine Behinderung der Bautätigkeit sahen.
Sinzig hatte seine Themen in dieser Zeit, darunter ein wirklich großes: Der Zehnthof unterhalb der Pfarrkirche St. Peter war schon „angeknabbert“, ihm fehlte bereits das Dach des Barockbaus, als sich die Bürgerinitiative „Rettet den Zehnthof“ zu Wort meldete. Es war ihr Verdienst, dass der Abrissbeschluss der Stadt Sinzig durch die Kreisverwaltung aufgehoben wurde und es war diese Initiative, die den Weg ebnete zur glücklichen und bis heute gültigen Lösung, indem sie den Kontakt zum späteren Retter des Zehnthofes, Dieter Schewe, herstellte. Zu jener Zeit verschwanden Wohnhäuser in der Mühlenbachstraße und Bachovenstraße „versehentlich“ und über Nacht. Bilder des Verfalls ließen sich in der Stadt, deren Altstadtsanierung noch eine Weile auf sich würde warten lassen, schnell feststellen – alles Dinge, die Gringmuth und seinen Mitstreitern Sorge machten. Vor allem das Thema Zehnthof gab den ehrenamtlichen Denkmalpflegern Elan. Sie brachten sich auch woanders ein, wurden Ansprechpartner für die amtliche Denkmalpflege und erlangten den Ruf eines tatkräftigen Initiativkreises.
Zu einem wichtigen Feld wurde schon früh das Bemühen um Kleindenkmäler in Sinzig, vor allem um Wegekreuze und Kapellen, aber auch beispielsweise um die Barbarossa-Statue. Da Zuschüsse der öffentlichen Hand damals auch für derartige Objekte noch reichlich sprudelten, übernahm der Verein für Denkmalpflege die Auftragsabwicklung unter Verwendung zweckgebundener Mittel, meist aus dem Haushalt des Landkreises. Größtes Objekt in dieser Phase war die spätgotische Skulpturengruppe mit der Darstellung der Grablegung in der Pfarrkirche St. Peter. 12.000 DM flossen auf diesem Wege in die Restaurierung, die insgesamt 30.000 DM kostete. Zusammen mit aktiven Bewohnern – auch in dörflichen Stadtteilen von Sinzig – packten die Mitglieder des Vereins, dem ab 1984 Hans Seul vorstand, bei verschiedenen Objekten auch selbst mit an, um die Kosten überschaubar zu halten. Das Heiligenhäuschen am Landgraben in Löhndorf interessierte anfangs fast nur den Denkmalverein, als es gesichert und restauriert war, feierte die Einsegnung das ganze Dorf mit.
Mit der Verknappung öffentlicher Mittel änderte sich auch das Einsatzfeld des Vereins. Die Mittlerrolle bei Arbeiten an Kleindenkmälern reduzierte sich in dem Maße, in dem das Geld ausblieb. Eigene Mittel hatte der Verein nur wenige. Manche Projekte zogen sich über Jahre hin und forderten immer wieder den Einsatz des Vereins, es mangelte aber dann an neuen Impulsen. Das Thema Denkmalschutz beschäftigte die Bürgerschaft zu Beginn der 1990er Jahre längst nicht mehr so, Reizthemen wurden selten. Schließlich stand Friedrich Rick, seit 1990 der dritte Erste Vorsitzende in der Vereinsgeschichte, vor der Frage, ob es überhaupt noch weiter gehen würde. In dieser Phase, gegen Ende der 1990er Jahre, kam der fehlende Impuls und zwar aus dem Schloss Sinzig. Dort hatte die Leiterin Agnes Menacher in jahrelanger Erneuerungsarbeit aus dem Heimatmuseum üblicher Art eine anspruchsvolle Sammlung von Gemälden, Skulpturen, Möbeln und anderer Exponate mit Bezug zum Schloss und zu Sinzig gemacht sowie mit attraktiven Veranstaltungen Leben in die „gute Stube“ der Stadt gebracht. Die Lösung für Verein und Museum lautete Förderung des Heimatmuseums als zusätzliches Vereinsziel.
Dies nützt seitdem beiden Einrichtungen. Dem Museum, weil von den bescheidenen Geldmitteln des Vereins immer wieder Beträge in anders nicht finanzierbare Restaurierungen einfliessen und weil die Mitglieder als interessierter Besucher- und Helferkreis erschlossen wurden, und dem Verein, weil neue Betätigungsmöglichkeiten auch eine gestiegene Attraktivität für Neumitglieder mit sich bringen.
Zwei weitere Elemente kamen hinzu. Regelmäßig unternimmt der Verein Besichtigungsfahrten zu denkmalpflegerischen Themen in die nähere und weitere Umgebung, so unter anderem zum Alten Friedhof nach Bonn, zu Schloss Drachenfels in Königswinter, zum Römerbergwerk Meurin bei Plaidt oder zur der historischen Co2-Anlage in Bad Bodendorf. Im Jahre 2007 bildete eine Tagesfahrt nach Trier anlässlich des Konstantinjahres den Höhepunkt dieser Aktivitäten. Auch seine Kleindenkmäler entdeckte der Verein wieder und machte sich an die Erfassung der Wegekreuze in der Sinziger Flur. Flankiert von daraus resultierender größerer Präsenz in den lokalen Medien zog es immer mehr Neumitglieder in das fast schon vergessene Metier der Denkmalpflege, so dass jetzt rund 65 Mitglieder statt wie zuletzt gewöhnlich rund 30 an Bord sind. Sie blicken tatkräftig auf das Jubiläumsjahr – unter anderem weisen sie mit der Herausgabe eines Wandkalenders mit interessanten Sinziger Ansichten darauf hin – und haben noch viel vor
Text: Matthias Röcke
© Förderverein – 2008
© Denkmalverein – Sinzig 2024
Vielen Dank für Ihre Anfrage!
Wir werden uns so schnell wie möglich mit Ihnen in Verbindung setzen.