Römische Villen, Erzabbau und französische Uniformknöpfe

Sinziger Denkmalverein auf archäologischer Spurensuche im Harterscheid

Dass es im Sinziger Stadtwald archäologische Denkmäler gibt, ist nur Eingeweihten bekannt. Vielleicht deshalb zog eine Exkursion des Sinziger Vereins für Denkmalpflege am vergangenen Samstag über 50 Teilnehmer an, die sich von drohenden Regenwolken und verschlammten Wegen nicht abschrecken ließen. Unter der sachkundigen Führung des Archäologen Gabriel Heeren wanderten sie ausgehend vom Hennes-Schneider-Haus zu den unterschiedlichsten Bodendenkmälern.

Kaum 200 Meter entfernt bestaunten die Exkursionsteilnehmer die rund 40 mal 20 Meter großen Reste des Hauptgebäudes eines römischen Gutshofs. Bis zum 4. Jahrhundert siedelten die Römer auf dem Harterscheid, der damals nicht so bewaldet war wie heute. Außer den typischen roten Dachziegeln wurde in der Gegend eine kleine Bronzeglocke gefunden, die Heeren den Exkursionsteilnehmern präsentierte.

Römische Villen, Erzabbau und französische Uniformknöpfe
Eine Überraschung im Gepäck: Gabriel Heeren (rechts) und Achim Habbel (mitte) zeigen den Exkursionsteilnehmern eine römische Glocke, die beim Gutshof im Harterscheid gefunden wurde. (Foto: Wolfgang Surek)

Ein weiterer römischer Gutshof lag östlich des Leyerhofs. Dort wurde im 4. Jahrhundert auch Brauneisenstein verhüttet. Das Erz gewannen sie aus zahlreichen Gruben an der Oberfläche. Wie zum Beweis zog der älteste Teilnehmer der Exkursion unter seinen Füßen einen prachtvollen Erzbrocken hervor. In der Spätzeit des römischen Reiches deckten die in der Provinz Niedergermanien verbliebenen Römer ihren Eisenbedarf aus solchen lokalen Vorkommen.

Der Harterscheid wurde nicht nur in römischer Zeit wirtschaftlich genutzt. Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde er parzelliert und diente dem Einschlag von Bau- und Brennholz. Noch heute verraten Gräben und Schneisen die ehemaligen Grenzverläufe.

An mehreren Stellen im Gelände treten Basaltvorkommen an die Oberfläche. Sie wurden im 19. Jahrhundert nicht nur von Sinzigern, sondern auch von Einwohnern aus Franken und Königsfeld zur Steingewinnung genutzt. Eine größere Grube konnten die Teilnehmer eingehend besichtigen. Andere Gruben im Wald entstanden durch fehlgeworfene Sprengbomben im 2. Weltkrieg.

Zur Zeit der napoleonischen Kriege diente der Wald nicht zuletzt als Heerlager, was zahlreiche französische Uniformknöpfe beweisen, die von Sondengängern mit Metalldetektoren aufgespürt wurden.

Zu einem römischen Gutshof gehörte in der Regel ein Bestattungsplatz in einiger Entfernung. Einen solchen Friedhof konnten die Teilnehmer am Ende der Exkursion besichtigen. Drei noch gut erkennbare Grabhügel bergen noch die Reste der römischen Brandbestattungen. Seit den 1920er Jahren wurden im Harterscheid bei Wald- und Wegearbeiten immer wieder geschmolzenes Glas und geschmolzene Münzen aus solchen Gräbern gefunden.

Am Ende der über dreistündigen Wanderung dankte Hardy Rehmann, der Vorsitzende des Sinziger Denkmalvereins, dem Archäologen Gabriel Heeren für die penibel vorbereitete, äußerst instruktive Führung. Auch die Teilnehmer waren begeistert und spendeten anhaltenden Beifall.

© Förderverein – März 2024

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