Erforschung der Bäderkultur:
Auch dem Unsichtbaren auf der Spur

Denkmalverein Sinzig unterstützt Modellkommunen bei Digitalisierungsprojekt

Sinzig/Bad Neuenahr-Ahrweiler. Was gibt es zu sehen – und was nicht? Diese gar nicht so einfache Frage stand über dem Auftakt eines Projekts zur Erforschung der Geschichte der Bäderkultur in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig. Es startete mit einem Rundgang durch Bad Neuenahr und das Kurviertel im Sinziger Stadtteil Bad Bodendorf.

Beide Städte sind Modellkommunen unter dem Dach des rheinland-pfälzischen Projekts KuLaDig-RLP. Die Abkürzung steht für „Kulturlandschaft digital“ und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die kulturelle Vielfalt vor Ort digital zu erfassen und sichtbar zu machen. Wissenschaftliche und praktische Unterstützung leistet das Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz, vor Ort ist mit von der Partie der Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig. So war auch die Gruppe zusammengesetzt, die die Beigeordneten der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Peter Diewald, und der Stadt Sinzig, Hans-Werner Adams, im Bad Neuenahrer Rathaussaal begrüßten.

Was es heute noch zu sehen gibt von der Geschichte des Kurbads Bad Neuenahr, stellte sich beim Rundgang unter Führung von Heike Wernz-Kaiser von der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler schnell dar. Hubert Rieck, Kenner der Geschichte Bad Neuenahrs, erzählte von der Pracht der Neuenahrer Grandhotels zum Ende des 19. Jahrhunderts sowohl am Beispiel noch vorhandener als auch verschwundener Hausfassaden. Was Straßennamen bedeuten, warum das Neuenahrer Postgebäude von 1895 so stattlich ausgefallen ist und wie Kurviertel, einfache Wohnlagen und der Hotelbereich früher voneinander abgetrennt waren, gehört zu dem, was heute nicht mehr unbedingt zu sehen ist.

Das Unsichtbare sichtbar zu machen, so hatte zu Beginn Professor Dr. Michael Klemm das Ziel umschrieben. Auch darum wird es gehen, wenn Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende Informationen digital aufbereiten und Interviews mit Zeitzeugen führen. So unterstützen sie die Gruppe aus dem Sinziger Denkmalverein um Elmar Knieps und Anton Simons. Sie stellt Daten und Fakten sowie vertiefende Informationen zur Verfügung. Eingestellt wird alles später in das vom Landschaftsverband Rheinland betriebene Web-Portal KuLaDig (www.kuladig.de), wo sich jetzt schon eine Fülle von Bau-, Kultur- und Naturdenkmälern in ausführlichen Beschreibungen findet.

Für Teil zwei der Auftaktveranstaltung ging es in das verlassene einstige Kurviertel von Bad Bodendorf, wo Josef Erhardt vom Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf die Gruppe empfing. Hier gibt es nur noch Spuren eines Kurbetriebs. Dr. Jürgen Haffke, schon sehr lange zu diesem Thema befasst: „Es gibt hier eine Baugeschichte, die ist schnell erzählt, und es gibt eine Nicht-Baugeschichte“. 1903 als eine Art Imitation von Bad Neuenahr errichtet und nach Verleihung des Bad-Status 1972 durch monumentale Baupläne gefährdet, endete alles im Stillstand. Zu sehen sind noch Eingangsbereich, Lesesaal und Kurmittelhaus – alles andere in der Bodendorfer Kurgeschichte wartet darauf, wieder sichtbar zu werden.

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Was sehen wir, was sehen wir nicht mehr? Zwei Kommunen, die Uni Koblenz und der Denkmalverein Sinzig auf zur Besichtigung in Bad Neuenahr.
Erforschung der Bäderkultur: Auch dem Unsichtbaren auf der Spur
Nur noch Spuren des früheren Kurbetriebs sind im Sinziger Stadtteil Bad Bodendorf erkennbar.

Text: Matthias Röcke

Fotos: Denkmalverein/Matthias Röcke

© Förderverein – Mai 2024

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