Am Anfang war
die Kirche im Königshof

Dr. Oliver Wolff sprach beim Denkmalverein
über die Geschichte der katholischen Pfarrei Sinzig

Es gibt viel zu berichten über die Geschichte der katholischen Kirchengemeinde in Sinzig, deren Anfang ja gleichbedeutend ist mit den Anfängen der Christen in Sinzig. Der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig wollte es genau wissen und hatte für seine Veranstaltungsreihe „Turmgespräche im Schloss“ den Sinziger Diplomtheologen und Religionslehrer Dr. Oliver Wolff zu einem Vortrag eingeladen.

Die Anfänge des Christentums in der Region sind allerdings in Remagen zu verzeichnen, bedingt durch die römische Ansiedlung. Lange war Sinzig eine Filialkirche von Remagen, ehe im 9. Jahrhundert im Zuge des Ausbaus des Königshofes – ein Regierungssitz für den umherziehenden König – eine der Krone unterstehende Eigenkirche eingerichtet wurde. Die Eigenkirche geriet durch Schenkung an das Marienstift in Aachen und damit in das kurkölnische Ahrgaudekanat und blieb dort fast 1000 Jahre. Nach einer kurzen Zwischenzeit in der Diözese Aachen ab 1802 kam die Pfarrei Sinzig 1822 zum Bistum Trier, bis heute die Heimat der Sinziger Katholiken.

Am Anfang war die Kirche im Königshof
Vorsitzender Dr. Günther Schell begrüßt den Referenten Dr. Oliver Wolff im Sinziger Schloss. Bild: Matthias Röcke

In ihrer räumlichen Ausdehnung entsprach die Sinziger Pfarrei im Mittelalter und den folgenden Jahrhunderten in etwa dem heutigen Stadtgebiet, allerdings ohne Bodendorf und Löhndorf. Franken, Koisdorf, Westum und das im 30jährigen Krieg untergegangene Krechelheim (bei Westum) sowie Dalheim (heutiges Stadtgebiet) bildeten die Einheit. Die Dekanatszugehörigkeit wechselte im Laufe der Jahrhunderte zwischen Remagen und Ahrweiler. Heute gehört Sinzig zum noch ganz jungen Dekanat Brohltal-Remagen. Durch aktuellen Priestermangel ist die Dekanatsgröße wieder auf die ursprüngliche Dimension angewachsen.

Kirchen, Kapellen und Klöster

Vom Vorgängerbau der prachtvollen spätromanischen Kirche St. Peter gibt es nur wenige Zeugnisse. Dr. Wolff vermutet, dass sie abgetragen wurde, um dem Neubau Platz zu machen, der Mitte des 13. Jahrhunderts geweiht wurde. Zwei weitere Sinziger Kirchenbauten sind verschwunden, nämlich die Friedhofskapelle an der Kirche und die Kapelle St. Mauritius im Bereich des früheren Klosters Helenenberg. In Koisdorf dagegen steht die 1301 errichtete Kirche noch im ursprünglichen Erscheinungsbild, außerdem zählt die Schlosskapelle in Ahrenthal zu den Sinziger Kirchenbauten, ebenso die Kapelle im Franziskushaus. In alten Unterlagen ist auch ein privates Bethaus auf Hof Gudenau vermerkt. Auch Klöster spielten in Sinzig eine Rolle. Zu nennen sind die Kapuziner und Minoriten, die das Kloster Helenenberg gründeten und auch in der Seelsorge tätig waren – so erfolgreich, dass sich der Pfarrer über zu große Attraktivität der klösterlichen Gottesdienste klagte und diese nicht mehr parallel zur Messe in St. Peter stattfinden durften…. Auch ein Beginen-Kloster hat es in Sinzig gegeben. Deren Hospital ist der Vorläufer des Franziskushauses, das sich heute in städtischer Hand befindet.

Dr. Wolff führte die sehr interessierte Zuhörerschaft zielstrebig durch die Fülle der Daten und Entwicklungen. Zum Leben einer Kirchengemeinde zählen auch die Friedhöfe. Der erste lag als Kirchhof unmittelbar an der Kirche St.- Peter, der zweite – 1838 von der Stadt angelegt – auf der Grünanlage unterhalb der Kirche, ehe 1938 der heutige an der Straße nach Koisdorf angelegt wurde.

Die Geschichte der Sinziger Pfarrei kennt auch Großereignisse wie den spektakulären Ketzerprozess 1226, aus dessen historischer Beschreibung der Referent zitierte. Im 17. und 18 gab es im Matthias-Wallfahrten nach Sinzig mit bis zu 4000 Teilnehmern. Hier und in anderen Bereichen zeigt sich, wie das Leben in der Pfarrei auch das Leben in der Stadt beeinflusst hat. Und es gab spezielle Ausdrucksformen von Volksfrömmigkeit, beschrieben an der heute noch gegenwärtigen Rolle des „Heiligen“ Vogt von Sinzig, einer Art inoffizieller Reliquie, die zum Inventar der Sinziger Kirche gehört.

Viel hochinteressanter Stoff für einen Abend. Das fand auch Vereinsvorsitzender Dr. Günther Schell in seinen Dankesworten an Dr. Wolff für den umfassenden Vortrag: „Jeder von uns hat heute dazugelernt“.

Matthias Röcke

© Heimatmuseum Schloss Sinzig – 2011

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