Die Elligstraße in Ahrweiler war bereits in römischer Zeit Teil der „Alten Linie“, einer Verbindungsstraße, die von Ramersbach mit einer Ahr-Querung in Höhe des heutigen Freibades nach Lantershofen und Ringen führte. Im Mittelalter stand an der heutigen Elligstraße ein Galgen, woran noch heute die Flurnamen „Am Gericht“ und „Beinacker“ erinnern.
Etwa 40 Interessierte waren jetzt einer Einladung des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig und der Bürgerinitiative
„lebenswerte Stadt“ zu einer Exkursion mit dem Motto Sehschule „Ellig“ gefolgt. Karl Heinen, Vorstandsmitglied des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“, übernahm die Leitung.
Hinweise auf die „Heiligenhäuschens Wies“ hat Heinen, der den etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ebenso kenntnisreich wie humorvoll von Gegenwart und Geschichte der kleinen Straße erzählte, im Stadtarchiv bereits aus der Zeit vor 1600 gefunden. Dies deute auf eine schon damals bestehende Kapelle am Standort der heutigen Ellig-Kapelle hin.
Vor 1900, das gehe aus einer Übersichtskarte der Gemeinde Ahrweiler hervor, sei Ahrweiler nordöstlich – mit Ausnahme einiger Häuser an der Wilhelmstraße – bis zu dem im Jahr 1880 erbauten Bahnhof allerdings noch nicht bebaut gewesen. Vielmehr hätten sich zwischen Aden- und Elligsbach und weiter bis zum Bahnhof Kornfelder, Wiesen, Weinberge und Gärten erstreckt.
Die Bebauung des Elligsweges habe erst in den Jahren 1902/1903 begonnen. Eine Abwasser-Kanalisation gab es in den ersten Jahrzehnten nicht. „Der Elligsbach floss offen in etwa 1,5 Metern Abstand von den Häusern auf der linken Seite bis zur Wilhelmstraße, wo er unterirdisch unter der Straße an der linken Seite Richtung Niedertor geführt wurde“, führte Heinen aus. Von dort sei er, ebenfalls unterirdisch, in den Mühlteich geleitet worden.
Die Kapelle am unteren Ende des Elligsweges sei etwa 1850 gebaut worden. Ältere können sich noch daran erinnern, dass sie von zwei mächtigen Kastanienbäumen eingerahmt wurde, zwischen denen eine Bank stand. Die habe so manchen Wanderer, der von Ringen oder Lantershofen „über den Berg“ kam, zum Ausruhen eingeladen, wusste der Exkursionsleiter. Nach 1970 seien die Kastanienbäume gefällt worden, weil sie als Gefahr für den Verkehr angesehen wurden. Die Kapelle mit der Gottesmutter sei „häufig Station von Pilgern gewesen, die aus den Dörfern der Grafschaft kamen, um gutes Wetter für die Ernte zu erbitten.“ Ältere Exkursionsteilnehmer konnten sich noch daran erinnern, dass die Ellig ein Spielparadies für die Kinder aus dem Elligsweg selbst, aber auch aus der Wilhelmstraße war.
Der Ausbau der Elligstraße mit Kanal und Verlegung des Elligbaches in die Straßenmitte erfolgte zu Beginn der 1970er Jahre, führte Heinen aus. Dabei seien auch Straßendecke und Bürgersteige erneuert und befestigt worden.
Das von der Familie Pulvermacher im Jahr 1905 gebaute und bis in die 1980er Jahre bewohnte Haus Elligstraße Nr. 6, ein repräsentatives Eckhaus, habe sich noch bis etwa in die 1990er Jahre in sichtbarem roten Lavastein gezeigt, was ihm auch den Namen „Krotzenhaus“ verschaffte, erläuterte Karl Heinen, der mit Informationen auch zu etlichen weiteren Anlieger-Häusern aufwarten konnte, der aber immer wieder auch kritische Töne anklingen ließ. „Die Modernisierung der 1990er Jahre lassen das Haus aber etwas langweiliger erscheinen als es früher war.“
Das Haus an der Elligstraße Nr. 8 sei im Jahr 1903 von dem Küfer Johann Euskirchen erbaut worden. Später habe die Tochter des Erbauers, Katharina Euskirchen, dort eine Kolonialwarenhandlung betrieben. An der zur Wilhelmstraße hin gelegenen Außenwand ist noch heute gut die Aufschrift zu erkennen, die auf dieses Geschäft verwies. Das 1914 unweit erbaute Haus Elligstraße Nr. 14 sei, ebenso wie mehrere Nachbarhäuser, dem sogenannten Heimatstil zuzuordnen, sagte Heinen. Dieses Haus sei, im Gegensatz zu den nach rechts folgenden, „wesentlich schlichter gehalten, aber deswegen nicht weniger schön, besticht es doch durch ein paar Details, die rein dekorativen Charakter haben.“ Anstelle des Gurtgesimses habe es drei ovale eiserne Zierelemente, und der Hauseingang werde von einer zarten Girlande überfangen, die in der Mitte in einem ovalen Feld das Baujahr zeigt. Die Fenster seien „schlicht gerahmt und haben die originalen Sprossungen, und das oberste Geschoss sei als Mansarddach konstruiert und mit einer Zweiergruppe von Sprossenfenstern versehen. Interessant sei, so Karl Heinen weiter, „die Haustüre mit einem sehr hohen Oberlicht, das zwar neu und in Kunststoff hergestellt wurde, aber genau in der alten Form gehalten ist.“
Mit seinen Ausführungen animierte Heinen seine Zuhörer, selbst genau hinzuschauen und auch auf Details der Architektur und Gebäudegestaltung zu achten. Von den Teilnehmern wurde er mit viel Beifall, von den Veranstaltern mit Dankesworten und einem Weinpräsent bedacht.
Text: Anton Simons/Elmar Knieps, Foto Anton Simons
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